12 Months x 12

ZINES

02/12: OUT OF

OFFICE

Text & Drawings: Xiyu Tomorrow

Limited edition artist book, edition of 50.
OUT OF PRINT.

Print:
RISOFORT

Thanks:
F.

12 Months x 12 Zines is
kindly supported by:
Claussen-Simon-Stiftung

Text (in German Original, feel free to copy and translate, e.g. via www.deepl.com)

Nur mal schnell was fertig machen
Ein paar Leute einladen
Eine Ausstellung aufbauen
Einen Kaffee trinken gehen
Ein Telefonat führen
Eine Eröffnung besuchen
Jemanden zum Blumengießen bitten
To-Do-Listen schreiben (für die Zeit danach)
Dinge in Auftrag geben (für währenddessen)
E-Mails schreiben (auch für währenddessen)
Deadlines prüfen (lieber auf Nummer sicher gehen)
Die Pause ankündigen (Ja, eh nur für 10 Tage, kein Laptop, nein, aber das Telefon ist dabei)
Die Eltern anrufen (Ja, wir besuchen seine Mama, nein, ich hab sie noch nicht getroffen, ob ich euch auch besuchen kann, puh, ja, mal sehen)
Wäsche waschen

Packen
Putzen
Losfahren

Mein erster Sommerurlaub seit sechs Jahren. F. und ich fahren für 10 Tage in die Schweiz und nach Italien. F. muss mich bitten, keine Zeichensachen mitzunehmen. In den Bergen mache ich Fotos wie im Zwang. Das will ich zeichnen. Knips. Das muss mit auf die Liste. Knips. Was, wenn ich das noch zeigen will? Knips.

Urlaub machen ist wie krank sein. Ich weiß nicht, wie krank ich sein muss, um einmal krank machen zu dürfen.
Immer leisten.
Immer arbeiten.
Immer irgendwie, irgendwas beweisen.

Keine Ansprüche haben.
Keine Schwäche zeigen.
Keine Angriffsfläche bieten.
Das Netz der Arbeit, das meine Eltern umgab, spinne ich heute fort.

Ständig ja sagen, zu selten nein sagen, lieber nichts sagen und lächeln.
Lieber arbeiten als Pause machen.
Lieber arbeiten als Familienzeit haben.
Lieber arbeiten als Existenzangst spüren, im Nacken, dort, wo die Schweißperlen sitzen.

Arbeit ist gut, haben meine Eltern gesagt.
Warum ist es hier so ruhig?, haben meine Eltern gesagt, wenn es keine Arbeit gab.
Sobald es zuviel Arbeit gab (und zu wenige Menschen um diese zu tun) haben sie gesagt: wir führen Krieg.
Warum bist Du so ruhig?, haben sie immer wieder zu mir gesagt und ich habe gedacht, sie finden das genauso schlecht wie die zähe, träge Stille im Gasthaus.

Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass dieses Leben, das ich jetzt führe, auf den Rücken und Beinen und Armen meiner Eltern gewachsen ist. Es ist auch auf den Portemoinnaies der Menschen gewachsen, die zu uns Gasthaus kamen.

Ist es ein fairer Deal? Ich weiß es nicht, ich kann es nicht sagen. Und auf eine schaurige Art und Weise ist es auch egal. Das Gasthaus gibt es nicht mehr und meine Eltern sind in Rente. Die Zeit schiebt sich weiter, wie ein Berg von Tal zu Tal. Ich stehe am Gipfel und höre meine Mutter im Ohr:

Grüß Gott. Willkommen im China-Restaurant. Was wünschen Ihnen?